S t i f t z w e r g e
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Pädagogisches Konzept

Grundgedanken

Die pädagogische Arbeit der Stiftzwerge beruht auf drei Grundgedanken:

  1. Das Kind erlebt zum ersten Mal eine Gemeinschaft außerhalb der Familie, in der es mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen seinen Platz findet und sich wohl fühlt.
  2. Das Kind erlebt die Natur im Laufe der Jahreszeiten, der viele Aufenthalt im Freien fördert die physische und psychische Gesundheit des Kindes.
  3. Die Spielgruppe bietet dem Kind eine gut vorbereitete Umgebung für das Freispiel, der für Kinder diesen Alters angemessenen Art des Lernens.

Tagesablauf

9-9:15 Uhr: Ankunft der Kinder

Es erfolgt eine liebevolle Übergabe des Kindes an die Betreuer, d.h. jedes Kind wird einzeln begrüßt, so dass sich das Kind angenommen fühlt und die Situation als richtig empfinden kann. Die Verantwortung dafür liegt sowohl bei den Eltern als auch bei den Betreuern.

Hier ist auch Zeit für einen kurzen Austausch zwischen Eltern und Betreuern, sei es die aktuelle Befindlichkeit des Kindes (z.B. Kind hat schlecht geschlafen) oder organisatorische Dinge (z.B. Mutter gibt der Betreuerin Handschuhe für evtl. Bedarf) betreffend.

bis 10:00 Uhr: Freispiel

Die Gruppe verbringt den gesamten Vormittag im Garten. In der Freispielzeit gehen die Ideen und Spielmotivation von den Kindern aus, sie bestimmen den Spielablauf. Typische Beschäftigungen sind: Mit Rutscheauto oder Laufrad auf dem kleinen Weg um den Garten herumfahren, im Sandkasten buddeln, Kuchen backen und baggern, schaukeln, den Weg kehren, den Garten rechen, Ball spielen und Wasserspiele. Die Natur selbst bzw. der Garten bietet zusätzlich zahlreiche Spielgelegenheiten: Zapfen sammeln, Insekten beobachten, Spiel mit Stöcken, Laubbetten bauen, Blumen anschauen und pflücken, Regenwürmer suchen. Einige Kinder verbringen auch Zeit, indem sie andere Kinder oder die Natur beobachten, durch den Garten spazieren oder sich von der Sonne wärmen lassen.

10:00-10:20 Brotzeit

Sobald alle Kinder Platz genommen haben, wird das Mitmachlied „Mit den Fingerlein...“ gesungen. Anschließend wird gegessen und getrunken.

10:20 – 12:00 Uhr: Freispiel / Angebot

Die Kinder verbringen auch die zweite Hälfte des Vormittags mit freiem Spiel. Manchmal gibt es ein Angebot (z.B. Kneten, Basteln, Fingerfarben), dieses ist jedoch immer freiwillig.

11:45 – 12:00 Aufräumen und Verabschiedung

Die Eltern räumen die Spielgeräte zusammen mit den Kindern und den Erzieherinnen wieder auf. Im Abschlusskreis wird das Lied „Alle Leut gehen jetzt nach Hause“ gesungen. In der Regel findet hier noch mal eine kurze Reflexion des Tages statt. Die Eltern erfahren von den Ereignissen des Vormittags. „Tür- und Angelgespräche“ geben Auskunft über Befindlichkeit, Erfolge, Misserfolge der einzelnen Kinder. Die Informationen sollen es den Eltern ermöglichen, auf Stimmungen und Erzählungen ihrer Kinder gut reagieren zu können. Die Kinder werden liebevoll verabschiedet, die Freude auf den nächsten Stiftzwergetag wird geäußert.

Umsetzung der Grundgedanken im Spielgruppenalltag

Bereits unter „Tagesablauf“ wurde teilweise angesprochen, welchen Sinn einzelne Elemente des Tages haben. Auf ihre Bedeutung in der pädagogischen Förderung der Kinder soll nun näher eingegangen werden.

Gemeinschaft

Die Spielgruppe ist in der Regel die erste Gemeinschaft außerhalb der Familie, in die das Kind eintritt. Einige Kinder trennen sich zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt von der Mutter oder dem Vater. Der Eingewöhnungsphase kommt daher eine große Bedeutung zu. Sie soll so gestaltet sein, dass es sowohl den Eltern als auch den Kindern jederzeit gut geht und sie die Situation als richtig empfinden. Daher bleibt ein Elternteil so lange bei der Gruppe, bis eine angstfreie Trennung für das Kind möglich ist. Pädagogisches Personal, Eltern und Kind bestimmen gemeinsam den Zeitpunkt der Ablösung. Die Zeit der Eingewöhnung wird sehr individuell gestaltet, sie dauert für manche Kinder nur Tage, für andere mehrere Wochen. Während des gesamten Stiftzwergejahres wird dem Kind der Übergang vom Elternhaus zur Spielgruppe erleichtert. Dies geschieht, indem dem Kind eine liebevolle Atmosphäre geboten wird, die es mit seinen Bedürfnissen wahrnimmt und respektiert. Das Kind kann so von Anfang an eine ungetrübte Beziehung zum Personal und zu den anderen Kindern aufbauen.

In der langen Freispielzeit ist es den Kindern überlassen, ihre Betätigung und Mitspieler selbst zu wählen. Sie lernen sich dadurch mit ihren eigenen Fähigkeiten als wertvolles Mitglied der Gruppe zu schätzen. Sie lernen sich gegenseitig mit ihren Stärken und Schwächen kennen und entwickeln die Fähigkeit, Gruppen zu bilden. Die Brotzeit bietet die Gelegenheit, die Gruppe als Ganzes zu erfahren. Beim Singen der Lieder lernen sie aufeinander zu hören und sich abzustimmen. Sie erleben sich sowohl als Einzelperson, wie auch als Teil einer Gemeinschaft, in der sie einen festen Platz haben. Aufgabe des pädagogischen Fachpersonals ist es, das Kind dabei zu begleiten oder ihm Wege aufzuzeigen, wie es sich in die Gemeinschaft einfügen kann, aber auch wie es eigene Wege gehen kann.

Zur Gemeinschaft der Stiftzwerge gehören neben Kindern, Eltern und Personal auch die Bewohnerinnen des Damenstifts. Bei zufälligen Begegnungen im Garten sowie bei den geplanten Zusammenkünften und Festen lernen die Kinder die alten Menschen kennen und schätzen. Umgekehrt erfreuen sich die Damen an den kleinen Kindern.

Natur und Gesundheit

Durch den Aufenthalt im großen Garten des Damenstifts lernen die Stadtkinder die sie umgebende Natur kennen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Achtung vor ihr und den Willen zum verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzen und Lebewesen. Das ständige Draußen sein dient der Gesunderhaltung von Körper, Geist und Seele. In dem weitläufigen Garten können die Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben. Die verschiedenen Jahreszeiten werden unmittelbar erfahren, alle Sinne werden gereizt und gefördert. Durch das Spielen in und mit der Natur wird die Kreativität und der Erfindungsreichtum der Kinder gefordert. Sie müssen echte Probleme lösen: Regnet es zum Beispiel, so müssen sie die Verhältnisse von Kälte und Nässe in ihr Spiel einbeziehen. Ein großer Vorteil des Gartens ist, dass viel mehr Platz als in einem geschlossenem Raum zur Verfügung steht, und so immer genügend Platz für jedes Kind, jede Gruppe vorhanden ist, ihr Spiel zu gestalten. Die Kinder finden zahlreiche Spielplätze ebenso wie Rückzugsmöglichkeiten und Plätze zur Ruhe und Beobachtung. Oft werden im Freispiel die Tiere und Pflanzen des Gartens ins Spiel einbezogen. Zusammenhänge in der Natur wie Wetter – Jahreszeit – Pflanzen – Tiere werden durch den unmittelbaren Kontakt erkennbar. Dies fördert das vernetzte Denken. Es findet eine intensive Körperwahrnehmung, sowie eine Entwicklung von Strategien bei Reizen wie Kälte, Wärme, Nässe statt. Die Kinder lernen die Signale des Körpers wahrzunehmen und für das eigene Wohlergehen zu sorgen. Die Eltern unterstützen das Draußen sein durch angemessene Kleidung. Das Personal sorgt für das Wohlergehen der Kinder bei jedem Wetter durch geeignete Maßnahmen wie zum Beispiel dem Bereitstellen von Wasserspielen bei Hitze, dem Initiieren eines Spaziergangs bei Kälte, dem Wechseln der Kleidung bei Nässe usw.

Freispiel

Besonderer Wert wird auf eine ungestörte Freispielzeit gelegt. In dieser Zeit bestimmen die Kinder selbst, was und mit wem sie spielen. Sie erhalten so die Gelegenheit, weitgehend ungestört sich selbst zu erfahren, ihre Grenzen wahrzunehmen und zu erweitern. Dies geschieht sowohl in körperlicher Hinsicht, z.B. beim Herumrennen, als auch in sozialer Hinsicht, z.B. im Ausmachen von Spielen. In der Gruppe entwickeln die Kinder die Fähigkeit zu planvollem Spiel. Die Ideen und die Spielmotivationen gehen von den Kindern aus und sie bestimmen den Spielablauf. Das Personal und der diensthabende Elternteil nimmt keine Bewertung (z.B. ob sinnvoll oder nicht) vor. Die Erwachsenen greifen nur dann ein, wenn dies vom Kind erbeten wird oder dies aus Gründen der Sicherheit notwendig ist. Die Kinder erweitern so ihre Spielfähigkeit zu immer komplexeren Spielformen. Sie entwickeln die Fähigkeit, Gruppen zu bilden, die sich entsprechend dem angestrebten Spielziel ergänzen.

Die Freispielzeit ermöglicht den Kindern aber ausdrücklich auch zu ruhen, zu beobachten, einfach die Natur zu genießen. Gerade in diesem scheinbaren „Nichtstun“ sehen wir viel Sinn, nämlich den, zur Ruhe zu kommen, zu beobachten, etwas auf sich wirken zu lassen. Gerade kleine Kinder brauchen diese Zeit zur Muße. Gezielte Angebote finden bewusst nicht regelmäßig statt. Die Spielgruppe soll einen Gegenpol zur zunehmenden Reizüberflutung unserer modernen Welt bilden.